Mythen des Alltags
Abwasch
Thema eines jeden Haushalts
An sich weiß jeder, was zu tun ist, wenn die Rede vom Abwaschen ist – in der Ausführung meint jedoch jeder etwas anderes. Gibt es eigentlich eine Definition für den Abwasch? Im Duden findet man:
Abwasch, der
Bedeutungen:
1) das Abwaschen
Beispiele: den Abwasch übernehmen, erledigen - machst du den Abwasch?
Wendungen, Redensarten, Sprichwörter: das ist ein Abwasch; das geht, das machen wir in einem Abwasch (Aufwasch)
2) zu spülendes bzw. gespültes Geschirr
Beispiel: wir lassen den Abwasch im Becken stehen[1]
Beim Abwaschen geht es darum, benutzte Geschirrteile zu reinigen – logisch, nur ist das schon wieder relativ, denn jeder hat eine andere Vorgehensweise und mitunter eine andere Vorstellung von Sauberkeit. Da gibt es einerseits den Typ Wenn wir’s machen, dann aber richtig. Der Typ lässt zuerst das warme Wasser ins Spülbecken laufen, um anschließend einen Schuss Spülmittel hinzuzufügen. In einem schönen Schaumbad werden dann die einzelnen Geschirrteile nach und nach mit dem »Reinigungselement« vom Schmutz befreit. Bevor das jeweilige Teil dann zum Trocknen abgestellt wird, wird es noch einmal mit heißem Wasser abgespült, um mögliche Reste oder Schaum schlussendlich zu beseitigen. Dieser Abwasch-Typ ist also äußerst gründlich unterwegs.
Ganz anderer Meinung ist der Abwasch-Typ Ach, so dreckig ist das doch gar nicht. Er ist der Überzeugung, dass es ausreicht, die Sachen unter fließendem Wasser mal eben und ganz fix abzuspülen. An guten Tagen huscht dann vielleicht doch mal ein »Reinigungselement« samt Spülmittel über die Geschirrteile und zack – fertig. Da werden die Außenseiten von Tassen, Schüsseln oder Pfannen schon mal vernachlässigt, und Spülmittel gilt oftmals als überbewertet – war ja eh nur innen benutzt und auch gar nicht so dreckig.
Nicht ganz unwichtig ist die Wahl des »Reinigungselements«. Da gibt es einerseits die Verfechter des Schwamms – schließlich kann man mit ihm selbst die hartnäckigsten Verschmutzungen gut wegschrubben – so sieht’s der Abwasch-Typ Schrubber. Es gibt aber auch die Abwascher, die ein Schwammtuch oder Lappen bevorzugen, mit dem man dann ganz feinfühlig über die Geschirrteile wischen kann – der Abwasch-Typ Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Und zu guter Letzt glaubt ein weiterer Abwasch-Typ, Der pure Finger(-nagel) regelt das. Er pult mit bloßen Fingern die Reste von den Tellern, schließlich könne man die Verschmutzung des Geschirrs im direkten Kontakt, Haut auf Porzellan, am besten spüren und beseitigen. Übrigens, »nur 4 % der Deutschen spülen gern«.[2]
Die tatsächliche Sauberkeit des Geschirrs mal außen vor gelassen, stellt sich die Anschlussfrage: abtrocknen oder an der Luft trocknen lassen? Auch hier scheiden sich die Geister: Manche sind der Ansicht, dass Abtrocknen vertane Lebenszeit wäre und die Sachen schon automatisch trocken werden. Andere wiederum trocknen ihre Habseligkeiten ab und polieren das Silber so gut es nur geht, damit man bloß keine Wasserflecken sieht.
Eine letzte wichtige Frage ist die nach dem Zeitpunkt: Gleich nach dem Essen abwaschen oder doch später? Gleich-Abwascher oder Wir-sammeln-erstmal-und-machen-das-später-Abwascher? An sich sind beide Positionen verständlich – kritisch wird’s, wenn sich im auf dem dreckigen Geschirr eigene Lebenswelten entwickeln …
Abwaschen geht aber auch anders: In Deutschland besitzen mittlerweile 73 % aller privaten Haushalte eine Spülmaschine.[3] Sie nimmt nicht nur die Arbeit des Spülens ab, sondern verbraucht dabei durchschnittlich 50 % weniger Wasser und 28 % weniger Energie als das Spülen von Hand.[4] Was für ein super Teil! Man stellt die benutzten Sachen einfach rein – manch eher pingelig veranlagter Einräumer spült die einzelnen Elemente unter dem Wasserhahn noch kurz vor (was übrigens laut Studien und Tests eigentlich gar nicht notwendig ist) – und dann kann’s auch schon losgehen mit dem Spülgang. Eh man sich versieht, ist alles sauber und so gut wie trocken. Aber so traumhaft das klingen mag, auch die Spülmaschine wirft Fragen auf: Wer räumt sie ein? Wer räumt sie aus? Räumt man sie direkt ein, oder parkt man die Sachen erst mal auf der Arbeitsfläche darüber? Wie räumt man sie ein? Darf das überhaupt in die Spülmaschine? Geht man noch mal mit einem Geschirrtuch über die gespülten Sachen? Ach, und muss sie nicht auch mal gereinigt werden?
Fragen über Fragen, die es wohl schon genau so lange gibt wie die Spülmaschine an sich – nämlich seit 1929. Damals brachte »Miele« den ersten Geschirrspüler Europas auf den Markt, und seit den 1960er-Jahren ist sie auch in mehr und mehr privaten Haushalten als tatkräftige Unterstützung mit am Start.[5] Deshalb gelten »Spülmichel«, »Spülfred« oder »Spülsabine«, wie sie liebevoll genannt werden, den meisten Haushalten als unverzichtbar. Gibt es die ultimative Lösung für den Abwasch? Das ist Typ-Sache …
- [1] https://www.duden.de/rechtschreibung/Abwasch_Geschirr_Geschirrspuelen, Stand 19.12.2021.
- [2] https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/geschirr-spuelmaschine-umwelt-100.html, Stand 19.12.2021.
- [3] https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Einkommen-Konsum-Lebensbedingungen/Ausstattung-Gebrauchsgueter/Tabellen/a-haushaltsgeraete-d-lwr.html, Stand 19.12.2021.
- [4] https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/geschirr-spuelmaschine-umwelt-100.html, Stand 19.12.2021.
- [5] https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/geschirr-spuelmaschine-umwelt-100.html, Stand 19.12.2021.