2 Die vier Ebenen der Theorie der Bedeutung
Auf vier Ebenen erarbeitet Krippendorff seine Theorie der Bedeutung, kein Aspekt scheint in seiner allumfassenden Erläuterung zur Entstehung der Bedeutung dabei unberücksichtigt. Es geht um das Spannungsfeld »Handeln – Sprache – Lebenskreislauf – Ökologie«.
2.1 Bedeutung von Artefakten im Gebrauch
Im dritten Kapitel steht zunächst der Begriff »Interface« im Fokus, er wird als zentral für das Begriffswerkzeug des Designers herausgestellt. Der Autor begreift diesen ganzheitlich, das heißt im Hinblick auf jegliche Artefakte, mit denen man als Person interagieren kann. Interfaces beziehen sich also auf die Interaktion zwischen Artefakten und Menschen, das menschliche Wissen über Artefakte entsteht innerhalb von Interfaces.
Im Ausgang der Philosophie Heideggers erschließt Krippendorff insgesamt drei Aufmerksamkeits- oder, man könnte auch sagen, Gebrauchsmodi des Designs, in denen sich das genannte Verhältnis von Artefakt und Mensch (als Benutzer) manifestiert. Es geht dabei also um den Rahmen, innerhalb dessen bedeutungsvolle Interfaces entstehen können; Design wird hierbei nicht mehr allein im Hinblick auf seine Brauchbarkeit unter funktionalistischen Gesichtspunkten bewertet. »Erkennen – Erkunden – Vertrauen« sind nun die neuen Schlagworte (vgl. S. 124f.), wobei das Vertrauen als höchste Stufe des Gebrauchs eine andauernde und sich intrinsisch motivierende Interaktion von Mensch und Artefakt beschreibt, bei der die Handlungsmöglichkeit des Benutzers stetig erhöht wird (vgl. 112). Im Rekurs auf verschiedene linguistische, kognitionspsychologische sowie wahrnehmungstheoretische Untersuchungen und einige Ansätze mehr erhellt Krippendorff diese drei Stufen des Umgangs mit Artefakten. Was dabei sehr angenehm auffällt und das Lesen wie auch das Verstehen erheblich erleichtert, sind die zahlreichen Abbildungen von meist aus dem Alltag entnommenen Beispielen sowie integrierte Schaubilder zur Visualisierung bestimmter Phänomene oder Szenarien. Als Merkmale erscheinen die erläuterten Gebrauchs- beziehungsweise Aufmerksamkeitsmodi dabei schon fast wie die Anleitung zu einem guten Design. Demnach muss ein gutes Interface so gestaltet sein, dass es einerseits ein kategorienbasierendes, eher müheloses Erkennen zeitigt, weiterhin eine effektive Erkundung ermöglicht, die letztlich zu einem vertrauten freudigen Umgang mit dem Artefakt führt. Wie der Autor immer wieder betont, ist die in Kapitel 2 hervorgehobene Implementierung der Vorstellungen und kulturellen Bedingtheiten von »Stakeholdern« und anderen Teilnehmern am Design in den Designprozess unbedingt nötig, um gerade auch diese Ebenen (und hierbei vor allem die dritte Ebene) eines Gebrauchs des Interfaces zu ermöglichen.
2.2 Die Bedeutung von Artefakten in der Kommunikation: Zur Rolle der Sprache
»Das Schicksal aller Artefakte entscheidet sich in der Sprache.« (S. 191) Artefakte werden nicht einfach nur von Individuen genutzt, so dass der Begriff »Interface«, wie ihn Krippendorff zunächst einführt, in jenem »dualen« Verhältnis umrissen bliebe; Artefakte sind gleichsam Teil von Prozessen der menschlichen Kommunikation, und als solche schließt der Begriff »Interface« auch immer Dritte mit ein, gemeint sind ganze Sprachgemeinschaften. Wie Krippendorff im vierten Kapitel darlegt, ist es deshalb relevant für Designer, das Augenmerk auch darauf zu richten, wie Artefakte in Gesprächen, also von Kritikern, Designern, Stakehodern etc. kommuniziert werden, denn dort erhalten sie ihre Bedeutung, durch sie werden sie erfolgreich im Sinne der Langlebigkeit oder auch nicht.