Design und Architektur leben von Vielfalt und Visionen, und es sollte die Zukunft sein, dass Geschäftsführer gemeinsam mit Designern die Konzeptionen entwickeln, die sinnvoll, visionär und innovativ sind und sich nicht nur nach dem vorhandenen Markt richten. Die Offenheit, etwas anderes auszuprobieren, bringt frischen Wind in den Markt und damit den Unternehmen einen größeren wirtschaftlichen Erfolg.
Diese Einsicht bestimmt auch einen zweiten wichtigen Punkt: die Ideengebung. Es kann keine langfristige Lösung sein, dass zunehmend Unternehmen mehrere Designagenturen oder Architekturbüros für Konzepteinreichungen anfragen, diese aber ohne Entgelt arbeiten lassen. Alle Designer und Architekten müssen in diese aufwendigen Pitches viel Zeit und Geld investieren, und das neben ihrem Tagesgeschäft. Man muss sich allen Ernstes die Frage stellen, ob denn am Ende ein Marketingleiter in einem Unternehmen einfach so zwei Monate auf sein Gehalt verzichten würde. Ein Unternehmen sollte sich bewusst werden, dass einzukaufende Leistung nicht schon im Vorfeld in Form von perfekt ausgearbeiteten Konzepten oder Entwürfen vorgelegt werden kann. Schließlich bringt ein Maurer auch nicht das fertige Haus mit, sondern Steine und Mörtel. Und auch die nicht angenommenen Konzepte tragen zu einer Entscheidungsfindung bei und sind somit vergütungspflichtig. Gerade das ist einer der Hauptgründe, warum in den Vergütungsempfehlungen der Architekten und Designer zwischen Entwurfsphase, Layoutphase und Realisierungsphase unterschieden wird.
Letztendlich sind Designer, angefangen von einzelnen Kreativen bis hin zu den mittelgroßen Agenturen, alle auch Unternehmer. Sie unterscheiden sich von Wirtschaftsunternehmen nur dadurch, dass sie ihre Kreativität verkaufen; diese wiederum brauchen die Unternehmen, um wachsen zu können. Also sollte es doch selbstverständlich sein, dass Designer dementsprechend honoriert werden. Die inflationären Preisausschreiben und Wettbewerbe könnten die Design- und Architekturbüros eigentlich das ganze Jahr beschäftigt halten. Die Unternehmen sollten daher ein Minimum an Entgelt für Wettbewerbe oder Konzeptionen bereitstellen.
Gutes Design ist ein wertschöpfendes Gut, nicht bloße Dekoration oder ein Marketing-Gimmick. Nicht alles, was spektakulär aussieht, ist neu, und nicht alles, was durch die Medien läuft, ist gutes Design. Hier fehlt uns Designkritik. Wir brauchen ein ernsthaftes Nachdenken über Haltung im Designbereich sowohl vonseiten der Designer als auch vonseiten der Wirtschaftsunternehmen. Nur gemeinsam und auf Augenhöhe können wir optimale, sinnvolle und visionäre Lösungen für die Zukunft entwickeln.
[Dieser Essay von Poonam Choudhry wurde erstmals veröffentlicht in »form« (Ausgabe 237, Februar / März 2011).]