Fazit: Das Wissen über Zusammenhänge der Textproduktion erhärten
Mit den Analyse-Aufgaben hat der Beitrag den Bogen von der Erzeugung zum Transfer wissenschaftlichen Wissens geschlagen – dem Transfer in die Ausbildung angehender Sprachwissenschaftlerinnen und Informationsdesigner, aber auch angehender analytisch geschulter Medienpraktiker. Dies entspricht dem Anspruch interdisziplinär offener Angewandter Linguistik, linguistische Theorien, Methoden und Erkenntnisse anzuwenden, um Probleme des Sprachgebrauchs in bestimmten Anwendungsfeldern zu klären und zu lösen: zum Beispiel beizutragen zur Optimierung des Sprachgebrauchs und des Informationsdesigns für bestimmte kommunikative Aufgaben in bestimmten Domänen (vgl. Knapp et al. 2004; Perry 2005; Pfändler 2005; Widdowson 2000).
Es gibt guten Grund zur Annahme, dass erfahrene Medienschaffende über ausgebautere und flexiblere Repertoires an Strategien funktionalen Informations- und Textdesigns verfügen als ihre unerfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Es gibt ebenfalls guten Grund zur Annahme, dass Einsteiger aus entsprechenden Analysen systematisch lernen könnten, mit welchen Strategien erfahrene Kolleginnen und Kollegen Kommunikationsangebote designen. Analysen von Produktionsstrategien stellen also eine valable Grundlage zur Vermittlung von Produktionskompetenz dar.
Während Becker-Mrotzek und Brünner (2004b) einen solchen Zusammenhang für Gespräche kompakt diskutiert haben, steht eine entsprechende Arbeit für die Produktion schriftlich fixierter Kommunikationsangebote noch aus. Die Frage nach dem Zusammenhang von Design-Strategien und beabsichtigter Wirkung wird, auch aus der Sicht der Praxis, dort zentral zu stellen sein.
Literatur
Becker-Mrotzek M, Brünner G (2004a) Der Erwerb kommunikativer Fähigkeiten: Kategorien und systematischer Überblick. In: Becker-Mrotzek M, Brünner G (Hrsg) Analyse und Vermittlung von Gesprächskompetenz. Lang, Frankfurt am Main, S 29–46
Becker-Mrotzek M, Brünner G (Hrsg) (2004b) Analyse und Vermittlung von Gesprächskompetenz. Lang, Frankfurt am Main
Becker-Mrotzek M, Heino H (1993) Schreibstrategien. tekom Nachrichten (1), S 15–19
Bell A (1991) The language of news media. Blackwell, Oxford
Calderón M (2001) Methodenpluralismus, Formen von Interdisziplinarität und ihre »Bekömmlichkeit«. In: Gruber H, Menz F (Hrsg) Interdisziplinarität in der Angewandten Sprachwissenschaft. Lang, Frankfurt am Main, S 107–124
DiPardo A (1994) Stimulated recall in research on writing: An antidot to »I don‘t know, it was fine«. In: Smagorinsky P (ed) Speaking about writing. Reflections on research methodology. Sage, Thousand Oaks, pp 163–181
Dörig R (2003) Handlungsorientierter Unterricht – Ansätze, Kritik und Neuorientierung unter bildungstheoretischer, curricularer und instruktionspsychologischer Perspektive. WiKu, Stuttgart, Berlin
King S (2006) Lösungsvarianten zu den Übungsaufgaben im Studienbuch Medienlinguistik (= UTB 2503). UVK, Konstanz
Knapp K, Antos G, Becker-Mrotzek M, Deppermann A, Göpferich S, Grabowski J et al. (eds) (2004) Angewandte Linguistik. Ein Lehrbuch. Francke UTB, Tübingen Basel
Leander K, Prior P (2004) Speaking and writing. How talk and text interact. In: Bazerman C, Prior P (eds) What writing does and how it does it: An introduction to analysis of text and textual practice. Erlbaum, Mahwah, NJ, pp 201–238
Levy CM, Marek JP, Lea J (1996) Concurrent and retrospective protocols in writing research. In: Rijlaarsdam G, Van den Bergh H, Couzijn M (eds) Theories, models and methodology in writing research. University Press, Amsterdam, pp 542–556
Ortner H (2002) Schreiben und Wissen. Einfälle fördern und Aufmerksamkeit staffeln. In: Perrin D, Boettcher I, Kruse O, Wrobel A (Hrsg) Schreiben. Von intuitiven zu professionellen Schreibstrategien. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden, S 63–82
Perrin D (2001) Wie Journalisten schreiben. Ergebnisse angewandter Schreibprozessforschung. UVK, Konstanz
Perrin D (2005) Publizistischer Sprachgebrauch als kognitive und soziale Tätigkeit. Was Medienlinguistik der KMW nützt. Medienwissenschaft Schweiz, 2005 (2), S 56–62
Perrin D (2006) Medienlinguistik. UVK, Konstanz
Perrin D, Dörig R, Vervoort P (2005) Hypermedia-Lerntext gestalten. Lehrmitteldesign im Schnittfeld von Didaktik und Linguistik. In: Perrin D, Kessler H (Hrsg) Schreiben fürs Netz. Aspekte der Zielfindung, Planung, Steuerung und Kontrolle. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S 39–62
Perrin D, Ehrensberger M (2007) Progression Analysis: Tracing Journalistic Language Awareness. In: Burger M (ed) Nota Bene: Québec
Perry FL (2005) Research in applied linguistics. Becoming a discerning consumer. Erlbaum, Mahwah, NJ
Pfändler S (2005) Sprachwissenschaft und Problemlösungen. In: Antos G, Wichter S (Hrsg) Wissenstransfer durch Sprache als gesellschaftliches Problem. Lang, Frankfurt am Main, S 263–278
Pitts, BJ (1982) Protocol analysis of the newswriting process. Newspaper Research Journal, 4, pp 12–21
Prior P (2004) Tracing process: How texts come into being. In: Bazerman C, Prior P (eds) What writing does and how it does it: An introduction to analysis of text and textual practice. Erlbaum, Mahwah, NJ, pp 167–200
Sleurs K, Jacobs G, Van Waes L (2003) Constructing press releases, constructing quotations: A case study. Journal of Sociolinguistics, 7(2), pp 135–275
Spitzmüller J (2005) Metasprachdiskurse. Einstellungen zu Anglizismen und ihre wissenschaftliche Rezeption. de Gruyter, Berlin
Stegu M (2001) Interdisziplinarität und Pluralismus: Schlüssel- oder Modebegriffe für die Angewandte Linguistik? In: Gruber H, Menz F (Hrsg) Interdisziplinarität in der Angewandten Sprachwissenschaft. Lang, Frankfurt am Main, S 251–267
Van Dijk TA (1988) News analysis. Case studies of international and national news in the press. Erlbaum, Hillsdale London
Widdowson HG (2000) On the limitations of linguistics applied. Applied Linguistics, 21(1), pp 3–35