Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Diese Hinweise sind im Kern nichts Neues, es gab immer wieder mehr oder minder ausführliche und erfolgreiche Versuche, die vielfältigen Beziehungen von Design und Rhetorik nachzugehen. Gui Bonsiepe beispielsweise hat schon früh, in den 1960er Jahren, in diese Richtung zu wirken versucht; seine Einschätzung dürfte Bestand haben: »Die Rhetorik gehört zu den kaum erforschten Gebieten des Design, wenngleich der Designer in seiner alltäglichen Entwurfsarbeit unausweichlich mit rhetorischen Phänomenen konfrontiert wird.«[10] Zur Erforschung dieses Terrains hat, auch mit Beiträgen von Bonsiepe, ein von Gesche Joost und Arne Scheuermann[11] herausgegebener Band beigetragen, dessen Aufsätze »Design als Rhetorik« untersuchen. Darin blitzt auf, was ein umfassendes Programm für Forschung und Entwicklung im Design alles anzugehen hätte. Wer eine Ahnung davon entwickeln möchte, wie umfangreich und weit gespannt dieses Programm sein könnte, blättert im »Historischen Wörterbuch der Rhetorik«[12] – und wird sich ein ums andere Mal festlesen.
»Sprache für die Form« will der Betrachtung von Design und Rhetorik Raum geben und ihr einen Rahmen für eine konstante Weiterentwicklung dieser Betrachtung bieten. Die oben angerissenen Themen – und viele weitere – sollen dabei zur Sprache kommen und so dazu beitragen, für das Design ein gefestigtes Fachvokabular aus der Rhetorik zu schöpfen. Denn ohne Sprache kommt die Gestaltung nicht in Form, deshalb sollten Designer Rhetoriker werden.
- [10] Bonsiepe, Gui: Visuell-verbale Rhetorik. Über einige Techniken der persuasiven Kommunikation. In: ders.: Interface – Design neu begreifen. Köln 1996. S. 86.
- [11] Arne Scheuermann wirkt im wissenschaftlichen Beirat dieses Forums mit.
- [12] Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Tübingen 1992–2011. (Erschienen sind 10 von 11 Bänden.)
»Sprache für die Form«, Ausgabe Nr. 1, Herbst 2012