Buchbesprechung
»Lust an Debatten wecken«
Studentische Reden an der der Universität Flensburg
Der Untertitel des Bandes weckt die Neugier: »Rhetorik-Übungen in Schule und Hochschule – Beispiele und Empfehlungen« ist da zu lesen. Wie schön, denkt man sich. Denn gerade dort, in den Bildungseinrichtungen, hat die Rhetorik einen schweren Stand, gilt eher als Disziplin des »Übers-Ohr-Hauens« denn als Mittel der seriösen Überzeugung und wird in der Regel daher weder theoretisch noch praktisch vermittelt. Pädagogische und didaktische Anleitungen zum Thema bleiben so meist auf die gängigen Klischees beschränkt.
Zumindest eine positive Erkenntnis ist aus der Lektüre des Buches gewonnen: An der Europa-Universität Flensburg ist es anders, ganz offenbar pflegt man den rhetorischen Diskurs und das sogar dergestalt, dass Studierende aufgefordert werden, Reden zu selbst gewählten Themen vor dem Plenum zu halten. Beispiele sind im vorliegenden Bands abgedruckt, die Bandbreite der Themen reicht von »Pokémon go« über Tattoos bis hin zur geforderten Abschaffung der Noten in Grundschulen; die Ergebnisse sind durchaus überzeugend und zeigen, wie lohnend es ist, wenn sich Studierende mit der Technik des Argumentierens und der Rhetorik beschäftigen.
Es ist so nicht die Leistung der Studierenden, die den Leser ein wenig enttäuscht zurücklässt, sondern die Erwartung, die der Untertitel des Bandes weckt. Außer einem kurzen Vorwort und einem knapp dreiseitigen Glossar sucht der Leser vergebens die versprochenen Empfehlungen, geschweige denn so etwas wie didaktische Handreichungen, wie mit dem Thema Rhetorik in Schule und Hochschule umzugehen sei.
Eines bleibt als Fazit allemal: die Motivation, es selbst einmal in eigenen Seminaren mit den Reden zu versuchen, um auf diese Art die »Lust an Debatten (…) zu wecken«, wie es sich ganz offenbar auch die Dozenten in Flensburg vorgenommen haben.