Essay
Methoden der Designwirkungsforschung
Ein Projekt mit angehenden Kommunikationsdesignern
1 Ein Projekt der Designwirkungforschung
Müssen sich Gestalter »allein« auf ihre guten Riecher, auf Erfahrung und auf Fachwissen verlassen? Oder ließe sich vorhersagen, ob ihre Gestaltungen die beabsichtigten Wirkungen hervorrufen und das im Nachgang auch überprüfen? Diese Fragen zielen auf das, was in anderen Disziplinen »Wirkungsforschung« genannt wird und was im Kommunikationsdesign noch wenig etabliert ist, weder hinsichtlich einer theoretischen Fundierung noch hinsichtlich eines Methodenrepertoires. Für eine Designwirkungsforschung ließe sich manches von benachbarten Disziplinen abschauen und auf das Design übertragen, z. B. Ansätze und Methoden der Medien- oder der Werbewirkungsforschung, wie sie von Kommunikations- und Medienwissenschaftlern betrieben werden. Ungeachtet dessen sollten für eine Designwirkungsforschung aber auch disziplinspezifische Methoden entwickelt werden, mit denen sich Wirkungsabsichten, Gestaltungsmittel und die erzielten Wirkungen von Designartefakten sowie die Wechselwirkungen zwischen diesen Elementen erforschen lassen.
Von diesen Überlegungen gingen wir aus, als wir im Masterstudiengang »Kommunikationsdesign« der Hochschule Konstanz ein Projektmodul starteten, mit denen die jungen Designer an Forschung und Wissenschaft in ihrer Disziplin herangeführt werden und sich mit Methoden der Wirkungsforschung über visuelle Designartefakte befassen sollten. Am Beispiel von Wahlplakaten, die in der Bundestagswahl 2017 zum Einsatz kamen, stellten wir unseren Studenten folgende Aufgabe:
Entwickeln Sie Methoden, mit denen die Wirkung der Gestaltung von Wahlplakaten untersucht werden kann. Mit welchen Gestaltungselementen und Stilmitteln wird Wiederkennung und Memorierbarkeit bewirkt, wie Aufmerksamkeit erzwungen, Unterscheidbarkeit herbeigeführt? Mit welchen Methoden kann das geprüft werden?
Die Seminarteilnehmer sollten dazu Experimente entwickeln, umsetzen, auswerten, verbessern und weiterentwickeln – also am Ausbau des Methodenrepertoires einer Designwirkungsforschung arbeiten und Erfahrungen mit wissenschaftlichen Arbeitsweisen sammeln.
Für uns als Dozenten war dieses Projektmodul selbst ein Experiment mit nicht vorhersehbarem Ausgang. Würde es uns gelingen, den Studenten das nötige theoretische, wissenschaftliche und empirische Rüstzeug zu vermitteln, damit sie tatsächlich brauchbare Methoden der Designwirkungsforschung entwickeln könnten? Was gehörte zu diesem Rüstzeug? Und könnten wir Studenten eines gestalterischen Faches Freude am wissenschaftlichen Arbeiten und Forschen vermitteln?
Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wollten wir unser beider persönliche Kenntnisse und unser spezifisches Wissen auf die Waagschale legen. Brian Switzer ist Professor für Kommunikationsdesign und ein international tätiger Gestalter, geschult in »human centered design« und »design thinking« und erfahren im Umgang mit »design methods« und deren Einsatz in komplexen Designprojekten, ein Experte für Informationsaufbereitung und Datenvisualisierung. Volker Friedrich lehrt Schreiben und Rhetorik, ist Philosoph, entwickelt für das Kommunikationsdesign eine Wissenschaftstheorie auf philosophischer Basis, die verknüpft wird mit einer pragmatischen, auf der Rhetorik aufbauenden Designtheorie; zudem ist er mit Methoden empirischer Sozialwissenschaft vertraut.