Das »European Counterterrorism Centers« (ECTC) und das britische »National Counter Terrorism Security Office«
Im Januar 2016 wurde innerhalb von Europol das »European Counterterrorism Center« (ECTC) gegründet. Wie das NCTC fungiert auch das ECTC als »central information hub by which the Member States can increase information sharing and operational coordination«[7]. Anders als das NCTC hat das ECTC bisher keine eigene visuelle Erscheinung, wie mit einer eigenen Website, sondern existiert aktuell nur als Meldung im Pressebereich von Europol (Abb. 17).
Das ECTC legitimiert sich also visuell stark über die Zugehörigkeit zu Europol. Auf der Website stehen, neben der Pressemeldung und dem Logo des Europol ECTC zwei Dokumente zur Gründung des ECTC zum Download zur Verfügung. Bei dem einen Dokument handelt es sich um eine Infografik, die genauer über das ECTC informiert (Abb. 18 und 19).
Die erste Seite informiert über Aufgaben und das Netzwerk, in das das ECTC eingebunden ist. Seite 2 thematisiert wie und womit, z. B. mit welchen Systemen und Programmen, das ECTC arbeitet. Auf den Seiten 3 und 4 geht es um eine Fallstudie zu den Anschlägen in Paris im November 2015 und die Antwort (die Gründung der »Taskforce Fraternité«) von Europol darauf. Die Taskforce hat nach Seite 3 der Infografik den Anschlag detailliert analysiert. Auf der letzten Seite werden mit konkreten Kennzahlen die Erfolge der Arbeit der Taskforce belegt, die zu insgesamt 799 Hinweisen geführt hat.
Hier wird visuell informations- und sachbezogen mit dem Logos-Appell argumentiert. Das ECTC demonstriert Autorität mittels Expertenwissens (Ethos), zum Beispiel über die Aufzählung der verschiedenen Experten-Systeme und Programme, mit denen das ECTC arbeitet (Abb. 18). Die Beispielargumentation der Fallstudie demonstriert außerdem Aktionismus.
Großbritannien hat ein »National Counter Terrorism Security Office« (NaCTSO). Dabei handelt es sich um eine Abteilung der Polizei, die den »protect-and-prepare«-Strang der Counter Terrorismus Strategie der Regierung unterstützt.[8] Die Website des NaCTSO ist Teil der gov.uk, der »government services and Information« Website[9] und legitimiert sich damit visuell ebenfalls über die Regierung als Autorität (Abb. 20).
Auf der Startseite des NaCTSO werden verschiedene Initiativen angekündigt, jeweils mit Bild, kurzem Text und Verlinkungen. Die Initiativen sollen die Bevölkerung informieren, z. B. darüber wie sie sich in Gefahrensituationen und bei möglichen Terrorattacken verhalten sollten (»Run, Hide, Tell«). Diese Hilfestellungen und Ratschläge demonstrieren Wohlwollen (eunoia) und die Tugenden »Umsicht« bzw. »Vorsicht« (aretē) als Ethos-stärkende Strategien gegenüber der Bevölkerung. Die Teaser-Bilder sind jeweils sachlich und typografisch gestaltet, wie auch die ganze Gestaltung der Website, so durch die gewählte serifenlose Schriftart, die typografischen Hierarchien, den hohen Weißanteil oder den Einsatz von Linien (Abb.20 und 21). Einzig Lila als Auszeichnungsfarbe ist für eine Regierungswebsite eine ungewöhnliche Farbwahl.
Wie das NCTC ruft auch das NaCTSO die Bevölkerung mit der Kampagne »It’s probably nothing, but …« dazu auf, Hinweise auf mögliche terroristische Bedrohungen per Telefon oder online Formular zu melden. Auf einer Unterseite informiert das NaCTSO darüber, wie mögliche terroristische Bedrohungen erkannt werden können und wie man sich in einer solchen Situation möglichst verhalten soll. Die Gestaltung dieser Unterseite folgt ebenfalls dem Logos-Appell (Abb. 22).
Diese Ratschläge demonstrieren wieder Wohlwollen (eunoia) und die Tugenden »Umsicht« bzw. »Vorsicht« (aretē) gegenüber der Bevölkerung. Damit stärkt das NaCTSO sein Ethos und das Ethos der britischen Regierung.