In Kombination mit dem visuellen Konzept schließt das »Science Notes Magazin« damit eine Lücke im Zeitschriftenregal: Die Art-Direktion verwendet viel Zeit für die Auswahl von Typografien und Bildsprachen, von geeigneten Illustratoren und Fotografen. Jede Ausgabe ist gestalterisch an das jeweilige Heftthema angepasst, etwa mit eigenen Schriftarten, Bindungen oder Formaten.
Ästhetisch zielt das »Science Notes Magazin« auf eine andere Bildwelt ab als gängige Wissenschaftsmagazine: In den Illustrationen bewegt es sich weg von den typischen Wissenschaftsgrafiken und sucht neue Formate, Wissen zugänglich und verständlich zu machen. Die Ausgaben werden jeweils von der Art-Direktorin Sandra Teschow gestaltet und komplett von einer Zeichnerin oder einem Zeichner illustriert. Das Ergebnis erinnert dann eher an ein Kultur- oder Gesellschaftsmagazin als an ein Wissenschaftsmagazin.
Mittlerweile lassen sich allgemein Veränderungen auf dem Markt beobachten: Andere Wissensmagazine haben sich ebenfalls auf die Suche nach neuen ästhetischen Formen gemacht. Andere Redaktionen scheinen manche der Ideen aus Tübingen aufzugreifen – das Kinder-Wissensmagazin »Zeit Leo« hat gar die Titelseite der Wildnis-Ausgabe fast unverändert übernommen.
Anfang 2023 sorgte der Kahlschlag im Verlag »Gruner + Jahr« für großen Wirbel in der deutschen Journalisten-Community – der Verlag stellte zahlreiche Magazintitel ein. Gerade für freie Journalisten fielen wichtige Auftraggeber weg, in der Presselandschaft entstand ein großes Loch. »Ohne neue Finanzierungsmodelle«, heißt es bereits 2014 in einer gemeinsamen Stellungnahme von Leopoldina, acatech und der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, »zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien«, und »ohne eine – zumindest zeitweise bzw. in einer Übergangsphase erfolgende – Unterstützung durch Politik und/oder Stiftungen … wird es viele klassische Qualitätsmedien (vor allem im Printbereich) in der jetzigen Form in absehbarer Zeit wohl nicht mehr geben. Eine derartige Unterstützung der Massenmedien, die deren Unabhängigkeit allerdings gewährleisten müsste, … würde dem Verlust einer zumindest basalen Scientific Literacy in der Gesellschaft entgegenwirken.«
Es gibt verschiedene Wege aus der Krise. Neben Crowdfunding und neuen Monetarisierungskonzepten wie etwa bei den Riffreportern kann Wissenschaftsjournalismus auch stiftungsfinanziert funktionieren – und zwar durchaus hochwertig, objektiv und unabhängig. Das will das Science Notes Magazin zeigen – und setzt vor allem auf zwei Grundpfeiler: gute Gestaltung und gute Geschichten.