Wie ent­stand nun die­se Ente? Die »dpa« hat die Aus­sa­gen des UN-Gene­ral­se­kre­tärs nur selek­tiv wie­der­ge­ge­ben. Alle wei­te­ren Zuta­ten in den unter­schied­li­chen Mel­dun­gen wur­den dazu erfun­den. Zu kri­ti­sie­ren ist an die­ser Stel­le also, dass die Jour­na­lis­ten schnell eine Mel­dung haben woll­ten und die Aus­sa­gen des­halb nicht auf ihre Rich­tig­keit hin prüf­ten, son­dern sogar etwas hin­zu­dich­te­ten. War die Mel­dung so schön, dass auch Jour­na­lis­ten sie ger­ne glau­ben wollten?

Für die­se Pres­se­or­ga­ne spricht, dass sie ihre Mel­dun­gen schnell kor­ri­gier­ten, gegen sie, dass vie­le nicht dar­auf hin­wie­sen, dass es sich um eine Rich­tig­stel­lung han­del­te, so dass Sie – wenn sie heu­te nach den Aus­sa­gen suchen – auto­ma­tisch auf den ver­bes­ser­ten Sei­ten landen.

II. Enten; Fake News und die Vertrauensfrage

Was ist glaub­wür­dig? Was kön­nen wir glau­ben? Wor­auf kön­nen wir uns ver­las­sen? Kön­nen wir Falsch­mel­dun­gen erken­nen, wenn wir nicht wie Joa­chim Krau­se Wis­sen­schaft­ler sind und unse­re Skep­sis uns zu einer prä­zi­sen Recher­che führt?

Falsch­mel­dun­gen gab es schon immer. Am 1. April haben wir bewusst »Enten« in den Zei­tun­gen gesucht – in dem Wis­sen, dass eine der Mel­dun­gen falsch sein muss, auch wenn sie wahr­schein­lich klingt. Heu­te sorgt frei­lich die hohe Fre­quenz tages­ak­tu­el­ler Nach­rich­ten, ihre schnel­le Erstel­lung und Ver­brei­tung dank neu­er tech­ni­scher Mög­lich­kei­ten in Mas­sen­me­di­en, sozia­len Netz­wer­ken, wie bei­spiels­wei­se Twit­ter, Insta­gram und Co dafür, dass immer mehr Enten in den Medi­en her­um­schwim­men. Gera­de die »Push«-Meldungen kön­nen für Ver­wir­rung sor­gen. Ein­mal im Netz, sor­gen Algo­rith­men für deren Wei­ter­lei­tung, und die Fül­le der Nach­richt sorgt schluss­end­lich dafür, dass ihr Rele­vanz zuge­spro­chen wird.

Frei­lich hat sich inzwi­schen der Begriff »Fake News« durch­ge­setzt. Die­ser hat zwei Bedeu­tun­gen: »Wis­sen­schaft­le­rIn­nen sowie Jour­na­lis­tIn­nen ver­ste­hen unter dem Begriff vor­wie­gend als legi­ti­me Nach­rich­ten­ar­ti­kel auf­be­rei­te­te Des­in­for­ma­tio­nen. Betrach­tet man die wort­wört­li­che Bedeu­tung von ›Fake‹ – sprich ›Schwin­del‹ oder ›Fäl­schung‹ – erscheint es nahe­lie­gend, Fake News als Falsch­in­for­ma­tio­nen, wel­che durch ein jour­na­lis­ti­sches Erschei­nungs­bild Glaub­wür­dig­keit ›erschwin­deln‹, zu begrei­fen.«[4] Nicht erfasst ist damit die irr­tüm­li­che Nach­richt, wie wir sie in klas­si­schen Medi­en eben­so fin­den können.

Der Begriff »Fake News« ist seit Donald Trump auch ein Kampf­be­griff für Nicht­de­mo­kra­ten, also die­je­ni­gen, die eta­blier­te Medi­en durch Pro­pa­gie­rung des Begrif­fes des­avou­ie­ren wol­len, was kennt­lich wird, wenn der Schlacht­ruf »Lügen­pres­se« auf Demons­tra­tio­nen geschrien wird. Hier ist der Begriff »Fake News« zum Label gewor­den, um öffent­li­che Medi­en zu dele­gi­ti­mie­ren, die­se also bewusst unglaub­haft zu machen oder noch deut­li­cher als per se unglaub­haft darzustellen.

Ich bin der Auf­fas­sung, dass es schwie­ri­ger gewor­den ist, zu erken­nen, was glaub­haft ist und was nicht. Ich stel­le die The­se auf, dass es häu­fig  dar­um geht, etwas glau­ben zu wol­len. Denn scheint es uns nicht manch­mal allen so, als leb­ten wir momen­tan in einer Welt, die Fak­ten, Argu­men­te, wah­re Aus­sa­gen über­haupt nicht will. Eine Welt, in der dem stra­te­gi­schen Ein­satz von Des­in­for­ma­tio­nen und der Vor­stel­lung, man kön­ne der Kom­ple­xi­tät gesell­schaft­li­cher Pro­ble­me mit ein­fa­chen Lösun­gen begeg­nen, kaum etwas ent­ge­gen­ge­setzt wer­den kann. Der kom­pli­ziert gewor­de­nen Welt ein­fa­che Lösun­gen zu ver­spre­chen, im Sin­ne einer neu­en Heils­bot­schaft, wirkt wie ein immer gül­ti­ges Erfolgs­re­zept. Ein gesun­der Skep­ti­zis­mus gegen­über intui­tiv ein­gän­gi­gen Erklä­rungs­mus­tern scheint nicht mehr ange­sagt zu sein.

Mit einer der Grün­de, war­um ich ger­ne auf die absur­de Geschich­te vom Spa­ghet­ti­mons­ter ver­wei­se, eine als Iro­nie gedach­te Ver­schwö­rungs­ge­schich­te. Obwohl die Iro­nie leicht erkenn­bar ist, ist die­se Grup­pie­rung in Öster­reich als reli­giö­se Ver­ei­ni­gung aner­kannt. [5]